Nachdem wir die letzten Tage immer wieder 2900 Meter Pässe überwunden haben, möchten wir heute endlich die 3000er Marke durchbrechen und den optionalen Gipfel des Schwarzhorns (3200 m) erklimmen.
Nach einem reichhaltigen Frühstück starten wir in die 12. Etappe von Zinal nach Jungen.
Glücklicherweise stellt sich der Weg als weitaus weniger steil heraus als befürchtet und wir kommen gut voran.
In langsamen Kurven überwinden wir die Baumgrenze und wandern durch Kuh- und Schafherden bis zum Augsbordpass (2894 m).
Dort essen wir ein paar Snacks und starten unsere Expedition 3000.
Wir laufen und laufen doch das schwarze Horn will einfach nicht näher kommen.
Dabei sieht der Gipfel vom Augsbordpass gesehen zum Greifen nahe aus.
Als sich einige Zeit später der Pfad vor uns auflöst, müssen wir unsere Stöcke einpacken und das letzte Stück über ein massives Steinfeld klettern.
Und dann stehen wir tatsächlich am eisernen Kreuz. Ein tolles Gefühl und die Aussicht ist auch nicht zu verachten. Legendäre Berge soweit das Auge reicht: Monte Rosa, Weißhorn, Dent Blanche u.v.m..
Nach einer ausgiebigen Pause, starten wir den Abstieg, der uns erfreulich schnell von den Beinen geht.
Schon bald holen wir ein paar alte Bekannte ein. Eine amerikanisch-englische Reisegruppe, der sich eine Schweizer Museologin angeschlossen hat.
Und dann liegt es vor uns: das Mattertal!
Nach zwölf Tagen ist ein Ende in Sicht auch wenn sich das Matterhorn noch versteckt.
Da unsere Beine schwer sind, beschließen wir die Nacht in Jungen zu verbringen und den Abstieg nach St. Niklaus auf morgen zu vertagen.
Durch die Zusammenlegung der 9. und 10. Etappe haben wir reichlich Zeit gewonnen und können es jetzt etwas entspannter angehen.
In Jungen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Uralte Holzhütten mit Basisausstattung.
Wir schlafen mit der Gastgeberin des Junger-Stübli, ihrer Katze und dem Hund in einem Zimmer!
Eine Dusche gibt es nicht. Nur ein Waschbecken und ein Außenklo.
In der Nachmittagssonne verabschieden wir uns von unsere australischen Weggefährten. Der Abschied fällt uns schwer. Selten trifft man so sympathische Leute.
Doch sie haben keine Zeit für die gesamte Route. Viele Wanderer sparen sich aus Zeit- oder körperlichen Gründen den anspruchsvolleren Europa-Weg und verkürzen die Tour um zwei Tage, in dem sie durch das Mattertal nach Zermatt laufen oder fahren.
Am Abend geht der Jagdhund mit uns Gassi während die Kinder von Bullberbü Jungen mit der Herbergsoma verstecken spielen. Hier ist die Welt noch in Ordnung.
Das Jungen-Stübli in der Morgensonne.
Unser Tagesziel Gasenried liegt auf der anderen Talseite.
Auf dem Europa-Weg starten wir dort morgen in die letzten beiden Etappen.
Fabian H. – der Mann, der langsamer läuft als sein Schatten.
Beim langen Abstieg nach St. Niklaus sichten wir einige Alpaka-Lamas.
Im Tal angekommen setzen wir uns mit Eis und Zeitung in die Sonne und genießen unseren Ruhetag.
In praller Mittagssonne folgt der Aufstieg nach Gasenried. Der Weg ist nicht so lang aber leider geil steil.
Mein Wassertank ist leer und mein T-Shirt nass als wir endlich im Hotel Alpenrösli ankommen.
Hygiene wird hier scheinbar nicht allzu groß geschrieben. Im leeren Matrazenlager wimmelt es vor Fliegen. Auf der Terrasse spielen wir zu gnadenloser Schlagermusik Karten.
Günstigerweise sind die starken Gewitter bisher nur abends aufgezogen. Wird uns das Glück auch auf den letzten Etappen hold sein?
Hammer, die Aussichten! 🙂