Im Sog der Tiefe – Robert Kurson

awesomatik auf Buchfühlung 

Im Sog der Tiefe – Robert Kurson

Ich habe als Kind mit Begeisterung die Comic-Reihe um den Meeresforscher Jean-Jaques Cousteau verschlungen. Am besten haben mir dabei immer die Tauchgänge der Calypso-Crew gefallen. 

Dieser Enthusiasmus hat leider mit meinem ersten eigenen Tauchgang vor Gili Trawangan (Indonesien) rapide nachgelassen. Diverse Umstände haben dazu geführt, dass ich vorerst keine Tauchausrüstung mehr anrühren werde. 

Warum also ein Buch zu dem Thema lesen?

Ich bin ein Fan von Non-Fiction und eines meiner Lieblingswerke aus diesem Bereich ist In eisigen Höhen von John Krakauer über das tragische Everest-Unglück von 1996. 

Kursons Shadow divers wird häufig als eine Art umgedrehte Unterwasser-Version dieses Tatsachenberichts beschrieben.

Meine Erwartungen waren also dementsprechend hoch. 

Und darum geht’s: 

Im Herbst 1991 entdecken John Chatterton und Richie Kohler vor New Jersey ein deutsches U-Boot Wrack aus dem zweiten Weltkrieg. Das Boot wurde anscheinend durch einen Torpedo versenkt, die Knochen der toten Crew sind noch an Bord. Doch alle offiziellen Aufzeichnungen stimmen überein:  ein deutsches U-Boot dürfte es an dieser Stelle gar nicht geben.
Sechs Jahre lang versucht ein Team von Tauchspezialisten das Rätsel um das mysteriöse Boot zu lösen. Doch nicht alle werden das Abenteuer überleben.

Wer hätte gedacht, dass Tauchen so mitreißend sein kann. Die Möglichkeiten beim Wracktauchen vor die Hunde zu gehen scheinen schier unbegrenzt zu sein. 
Damit ist ein spannender Rahmen für die Geschichte etabliert.
Auch die Taucherszene bietet einen hohen Unterhaltungswert. Waghalsige Pioniere treffen hier auf Artefaktensammler mit Rocker-Attitüde. Konträre Philosophien prallen aufeinander und führen zu Rivalität. Bootskapitäne verheimlichen aus Wettbewerbsgründe ihre Koordinaten zu neuen Schiffwracks.

Zudem war das Tauchen Anfang der neunziger Tauchen noch um ein vielfaches gefährlicher. Gasgemische wie Trimix oder Heliox, die heutzutage verwendet werden um den Tiefenrausch zu unterbinden, waren Neuland. 

Und so fordert die  Tiefe und der Tiefenrausch schon bald die ersten Opfer. Packend erzählt Kurson von den dramatischen ersten Tauchgängen zum U-Boot, die mehrere erfahrene Taucher das Leben kosten. 

Doch Kohler und Chatterton lassen sich davon nicht abbringen weiterzutauchen. Sie entwickeln eine Besessenheit, die sich auch außerhalb des Wassers fortsetzt. 
So verbringen sie ihre gesamte Freizeit mit Nachforschungen zum mysteriösen Boot, das sie vorerst U-Who getauft haben. Sie führen Interviews mit Zeitzeugen, studieren Baupläne, wälzen historische Akten und Bücher und reisen sogar für Nachforschungen nach Deutschland.

Als Leser erfährt man so nebenbei eine ganze Menge faszinierender Details zum U-Boot Krieg und dem Soldaten-Alltag in den „eisernen Särgen“. 

Doch das U-Who will seine Identität partout nicht preisgeben und mit der Zeit fällt der Aufklärungsjagd auch das Privatleben der beiden Taucher zum Opfer. 

Am Ende scheint es nur noch einen Weg zur Lösung des Geheimnisses zu geben. Und so setzen die beiden Taucher in einer letzten waghalsigen Aktion alles auf eine Karte. 

Fazit – Non-Fiction mit Tiefgang!

Robert Kurson liefert mit Im Sog der Tiefe einen dramatischen Unterwasserthriller, der packend ist, bis zum letzten Atemzug.

Aber die Geschichte hat auch abseits des Wassers Tiefgang. Hier geht es nicht nur ums Tauchen. Kurson beschreibt wie bei Chatterton und Kohler Rivalität zu Freundschaft wurde und wie sich die Leidenschaft für das Wrack in Besessenheit verwandelte.

Wie der Pioniergeist die Taucher dazu trieb, immer größere Risiken einzugehen bis sich schließlich Gegenwart und Geschichte in lebensfeindlicher Tiefe zu einem letzten Showdown gegenübertraten. 

Wer Im Sog der Tiefe liest, sollte tief Luft holen. Denn ist man erstmal in die Geschichte eingetaucht, möchte man so schnell die letzte Seite erreichen, wie ein ein panischer Taucher die Oberfläche. 

Wertung  4,5/5

1. Geht gar nicht     2. Is OK     3. Gut    4. Richtig gut     5. awesomatik!

awesomatik Kuriosum

Die Filmrechte an der Geschichte wurden schon verkauft, doch leider noch nicht verwirklicht.
Dafür gibt es schon die PBS Dokumentation Hitler’s lost sub über das U-Who.

Hier ein unterhaltsamer Tauchclip, in dem auch John Chatterton  einen Auftritt hat:
[vimeo http://vimeo.com/88443220]

Und wer jetzt inspiriert wurde, kann sich eine Liste der schönsten tauchbaren Schiffswracks anschauen. 

Aktuell behauptet übrigens der umstrittene Barry Clifford die Santa Maria gefunden zu haben (das Schiff von Christoph Columbus).

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Im Sog der Tiefe (Deutsch)
Shadow Divers (Englisch)
Shadow Divers (Kindle – Englisch)

 

 

Meine Lieblings-Non-Fiction-Abenteuerbücher gibt’s hier.

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9 Comments

    1. says: Ken Takel

      Ja, ein bisschen gruselig ist es schon aber man muss ja nicht gleich am Limit Wracktauchen :o)
      Freizeittauchen im Buddysystem ist mit Sicherheit weniger riskant.

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