Ich konnte die Alpenüberquerung vom Genfer See nach Menton mit 29 Tagen schneller hinter mich bringen als erwartet, so dass ich nun unverhofft ein paar freie Urlaubstage gewonnen habe.
Einen Tag könnte ich glatt nutzen, um die paar Kilometer von Menton nach Nizza zu laufen (circa 35 km).
Aber nach meinem feierlichen Bad im Mittelmeer möchte ich eigentlich außer Adiletten keine anderen Schuhe mehr tragen. Also schulter ich meinen Rucksack und nehme die Bahn nach Nizza.
Dort hatte ich schon ein Bett im einzigen freien Hostel gebucht. Als absehbar war, dass ich früher ankommen werde, habe ich die Buchung online um ein paar Tage verlängert. Ein großer Fehler wie sich herausstellt als ich das „Hostel“ betrete.
Ich bin ja wirklich nicht empfindlich und gebe mich mit wenig zufrieden aber wenn ich ein Hostel in Europa buche, dann erwarte ich einen gewissen Mindeststandard. Dreckige Bettwäsche und Kakerlaken gehören eigentlich nicht dazu.
Ich betrete ein Sechser-dorm, das eher an eine Gefängniszelle erinnert. Alle Betten sind belegt, mit zwielichtigen Gestalten, die den ganzen Tag schlafen und die ganze Nacht unterwegs sind. Ich tippe auf Vampire, Bankräuber oder Terroristen. Aber ich bin ja aus Berlin und nicht aus Zucker und ich habe sowieso nicht vor mich hier länger aufzuhalten.
Also werfe ich meine Sachen ab und verlasse fluchtartig die Räumlichkeiten.
Auf zu schöneren Aussichten. Zum Beispiel dem Markt. Buntes Obst und Gemüse von dem man unserorts nur träumen kann.
Wie oft muss ich den GR 5 wandern, bis ich auch solche Oberschenkel habe?
Das wär mal ein Wanderriegel nach meinem Geschmack.
Da es nicht mein erstes Mal in Nizza ist, habe ich mir keine besonderen Sehenswürdigkeiten vorgenommen.
Stattdessen laufe ich ziellos durch die Stadt und verliere mich in den Gassen.
Zwischendurch gönne ich mir leckeres Essen oder ein Bad im Meer.
Ich würd auch so gerne in dieses einladende Blau springen aber ich habe Angst um meine unbeaufsichtigten Wertsachen.
Sonnenuntergang auf dem Schlosshügel (Colline du Chateau).
Einziger Nachteil in Nice. Abgesehen von Cafés, gibt es sehr wenig schattige Sitzmöglichkeiten. Aber nach eine Weile, habe ich ein paar Lieblingspots gefunden, an denen ich stundenlang lesen kann.
Idee fürs nächste Mal: Yacht-Urlaub.
Highlight für Kids: der Mirroir d’eau an der Place Massena.
Nach der ganzen Anstrengung verbringe ich ein paar extrem faule Tage. Zwischendurch treffe ich zufällig am Strand Nicholas und seine Freundin und später verabrede ich mich mit Daneke, meiner niederländischen Begleitung der ersten Tage, die nun auch in Nizza angekommen ist.
Pünktlich am letzten Tag fängt es an massiv zu regnen. Und schlechtes Wetter kann ich auch in Berlin haben. Also sag ich: au revoir, Nice! A la prochaine! Wobei ich das nächste Mal eher nicht zu Fuß anreisen werde.
Alpenüberquerung auf dem GR 5
Teil 1 – Kosten, Organisation, Vorbereitung
Teil 2 – Die ultimative Packliste
Teil 3 – Vom Genfer See bis Les Houches
Teil 4 – Von Les Houches nach Landry
Teil 5 – Von Landry nach Modane
Teil 6 – Von Modane nach Ceillac
Teil 7 – Von Ceillac nach Auron
Teil 8 – Von Auron nach St. Dalmas
Teil 9 – Von St. Dalmas nach Menton
Teil 10 – After-Hike-Chill in Nizza
Sehr schön. 🙂
Ich bin gerade auf dem Weg ans Mittelmeer und suche in der Endphase Alternativen zum Ziel Ventimiglia. Vielleicht wird es ja doch Nizza.
Grüße Jörg
Von wo bist du denn gestartet?
Gestartet bin ich in Speyer und stehe jetzt nach 92 Tagen kurz vor Menton
WOW. Wie cool! Dann genieße das Bad im Mittelmeer 🙂☀️👌🏻