Nach der gestrigen Hammeretappe sind wir gespannt, was der Tag bringen wird.
Meine Schuhe sind jedenfalls über Nacht fast vollständig getrocknet, die Laune ist gut und die Frisur der Hut sitzt. Es kann also los gehen!
Eine schüchterne Morgensonne strahlt als wir um punkt sechs die Hütte verlassen.
Unser Frühsport beginnt mit einem Anstieg auf den Col des Roux (2804 m), wo uns ein Traumpanorama auf den Lac des dix erwartet.
Gut getarnt zwischen den Geröllfeldern steht eine kleine Herde Steinböcke!
Die nächsten zwei Stunden laufen wir am rechten Seeufer Richtung Col de Riedmatten.
Als wir den Stausee hinter uns lassen fängt es an in Strömen zu regnen.
Dann haben wir unsere Regenausrüstung wenigstens nicht umsonst mitgeschleppt. Wir ziehen uns um und kämpfen uns durch eine schlammige Mondlandschaft weiter bergauf bis wir 100 Meter unterhalb des Col de Riedmatten stehen. Von hier geht ein alternativer Weg über den Pas de Chèvre.
Dieser führt allerdings über steile Leitern, die man ungesichert hinaufklettern müsste. Ein Klassiker der Walker’s Haute Route. Da die Wetterbedingungen schlecht sind überlegen wir hin und her und beschließen schließlich, uns die Sache mal aus der Nähe anzuschauen.
Schnell wird klar, dass der Weg dorthin voraussichtlich gefährlicher ist als der eigentliche Aufstieg.
Die Pfade sind schlammig und rutschig und immer wieder kommen kleinere Steinlawinen den Hang heruntergerollt.
Es hat sich heftig eingeregnet als wir den Fuß der Leitern erreichen. Diese ragen 30 Meter steil den Hang hinauf. Auf fünfzehn Meter muss man in schwindelnder Höhe von der ersten Leiter auf die zweite, versetzte Leiter umsteigen.
Wir reden uns Mut zu und beginnen gemeinsam den Aufstieg. Langsam und konzentriert hangeln wir uns die schmalen, eiskalten und nassen Sprossen hoch. Als wir auf halber Höhe sind, löst sich links von uns eine donnernde Steinlawine am Berg. Nicht gerade beruhigend.
Oben angekommen freuen wir uns wie Alpinisten nach einer Erstbesteigung.
Unser eigenes Video ist aufgrund eines technischen Defekts leider gelöscht worden. Hier das Video von unseren englischen Freunden. Die haben eine Etappe übersprungen und sind die Leitern am Vortag bei angenehmeren Wetter hinaufgestiegen.
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Auf sattgrünen Wegen geht es weiter nach Arolla.
Um kurz nach eins treffen wir nach sieben Stunden in Arolla ein, wo wir direkt eine Unterkunft finden. Nach einer Dusche und einer Dose Ravioli, die wir in der eigenen Küche zubereiten, halten wir einen kleinen Mittagsschlaf.
Wir spielen Karten und treffen uns am Abend mit den anderen Wanderern. Alle sind K.O. von den letzten beiden Tagen und so gehen wir zeitig ins Bett.
Wir schlafen aus und frühstücken im Garten mit Gletscherblick. Um 10 Uhr treffen wir uns mit den Ungarn und den Australiern, um gemeinsam die 8. Etappe von Arolla nach La Sage anzugehen.
Die Müdigkeit sitzt uns noch in den Knochen aber die sportliche Herausforderung hält sich heute in Grenzen.
Auf schönen Waldwegen laufen wir entspannt Richtung Westen bis wir plötzlich vor dem Lac bleu stehen. Ein einladender Bergsee, den wir natürlich gleich auf seine Badetauglichkeit testen wollen.
Der unerschrockene Australier springt als erstes rein und schwimmt Sekunden später wie von der Tarantel gestochen zurück ans Ufer.
Das Wasser ist so kalt, dass einem fast das Herz stehen bleibt.
Ich hatte schon die Befürchtung in meiner Schockstarre nicht mehr das Ufer zu erreichen.
Revitalisiert spazieren wir weiter durch diverse kleine Dörfer.
Wo könnte ein lila-farbener Mustang mit Cobra-Schaltknüppel besser hinpassen als in ein Schweizer Bergdorf !
In La Sage wasche ich erstmalig ein paar Kleidungsstücke. Danach ist nur noch Entspannung angesagt.
Fußpflege – Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Wanderung!
Den Nachmittag vertreiben wir uns tischtennis- und kartenspielend.
Beim Abendessen sitzen wir mit dem Japaner zusammen, der wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht ist. Eine sehr spaßige Runde. Mit Hand und Fuß unterhalten wir uns über Woodstock, japanische Literatur, deutsche Dichtkunst und andere weltbewegende Themen.
Anschließend verabschieden wir uns von dem ungarischen Pärchen. Ab morgen gehen wir getrennte Wege.
Gemeinsam mit den Australiern planen wir am nächsten Tag eine Doppel-Etappe zu laufen.
Ein Bilderbuch-Vollmond zieht über La Sage auf als wir uns erschöpft und zufrieden in unsere Kojen rollen.
Wow! Echt schöne Bilder! Bei dem Video mit der Leiter hatte ich leicht feuchte Hände 😀
Ja, ich kann die Gegend nur empfehlen! Und die Leitern auch :o)