Etappen 1 bis 8
Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt bzw. für mich mit einem Flug nach München.
Naja eigentlich mit einer Flugverspätung von einer Stunde (Erinnert sich noch jemand an Airberlin?).
Als ich schlussendlich nach Mitternacht mein dunkles, vulkanheißes Hosteldorm betrete, steht eine große und laute Klimaanlage direkt in meinem (Hoch)Bett. Ich mach das Teil aus, quetsch mich halbnackt daneben und versinke in tropische Träume.
Tag 1 – Von München nach Wolfratshausen
Nach einem reichhaltigen Frühstück laufe ich vom Hostel ein paar extra Kilometer zum Marienplatz, dem offiziellen München-Venedig Startpunkt.
Auf dem Bild schön zu sehen: mein Lächeln sitzt schief wie mein Rucksack. Dazu strahle ich einen lächerlichen Optimismus aus.
Hätte ich die brutalen Torturen der kommenden Tage hier schon erahnen können, wäre ich direkt zurück nach Berlin geflogen wahrscheinlich trotzdem losgelaufen (aber weniger gut gelaunt).
Spoiler Alert: mein schickes 70 Euro Merino-Shirt sollte es nicht bis nach Venedig schaffen.
München erwacht zu einem traumhaften Morgen und ich folge frohen Mutes der Isar meinem ersten Tagesziel Wolfratshausen entgegen.
Weiter und immer weiter am verlockend glitzernden Wasser entlang. Es ist ein herrlicher Tag.
Naja, ein bisschen heiß vielleicht. Und der Rucksack kommt mir auch ganz schön schwer vor. Egal weiter.
Nach drei Stunden habe ich ein schönes Plätzchen für eine erste Pause entdeckt. Ein Käsebrot und ein Fußbad geben mir neue Kraft.
Teile des Traumpfades überschneiden sich mit dem Jakobsweg. Dieses Schild mit dem Logo des Pilgerpfades scheint hier schon etwas länger zu hängen.
Am frühen Nachmittag erreiche ich das Kloster Schäftlarn. Ein pittoresker kleiner Ort mit Gymnasium und Internat.
Von mir aus könnte die Etappe auch schon zu Ende sein. Meine Füße tun schon ausreichend weh. Leider sind es noch ein paar Stunden bis nach Wolfratshausen.
Während ich mich durch die brennende Hitze quäle, vergnügen sich Urlauber im kristallklaren Wasser der Isar.
So kann man natürlich auch seine Ferien verbringen. Mist!
Eine erneute Pause möchte ich mir allerdings noch nicht gönnen.
Stur stiefel ich weiter. Mein Gehirn köchelt in meinem Schädel vor sich hin.
Da weit und breit kein schattiges Plätzchen zu finden ist, flüchte ich in ein sumpfiges Waldstück, wo ich mir lieblos einen Müsliriegel reinschraube, während ich von Mücken zerstochen werde.
Als ich nach einer 36 km Odyssee endlich die Floßerei von Wolfratshausen erreiche, fängt es an zu regnen. Ich kann kaum noch laufen und hab keine Unterkunft.
Natürlich hat die Touristeninfo schon lange zu. In der nächstgelegensten Pension bekomme ich glücklicherweise das letzte Zimmer. Ich dusche und schlafe erstmal eine Stunde. Nach einem reichhaltigen Abendessen, falle ich um 20 Uhr mausetot ins Bett.
Was für ein Start. Ich bin ja kein unerfahrener Wanderer. Aber direkt aus dem Bürojob von 0 auf 100 vollgepackt auf so eine kilometerreiche erste Etappe, das ist nicht ohne. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen.
Tag 2 – Von Wolfratshausen nach Bad Tölz
Halbwegs frohen Mutes starte ich in die zweite Etappe. Wortgenau folge ich den Beschreibungen im Reiseführer und stehe plötzlich nach 1,5 Stunden wieder an meinem Ausgangspunkt in Wolfratshausen. Ich könnte heulen. Mittlerweile habe ich die ersten Blasen an den Füßen und bin noch keinen der offziellen 28 km des heutigen Tages gelaufen.
Zu dem Irrweg kam es, weil im Reiseführer zunächst steht „Links am Gleis entlang“, was ich auch tue. Ich laufe links vom Gleis entlang. Wenig später steht „halten wir uns links am Kanal entlang“. Ich laufe also links vom Kanal entlang. Später stellte sich aber heraus, dass ich am Kanal einfach hätte links abbiegen sollen.
Und wie es der böse Zufall will, treffen im Reiseführer auch alle weiteren Beschreibungen auf die falsche Abzweigung zu, so dass ich meinen Fehler erst viel zu spät bemerke. So bitter.
Komplett demoralisiert trotte ich weiter und mache wenig später meine erste Pause.
Hier mache ich erstmals Bekanntschaft mit einem motiverten Wandertrio aus Thüringen, die auch auf dem Traumpfad unterwegs sind.
Unter Ihnen auch der deutsche U23-Meister im Gehen, Jonathan Hilbert. Für den ist das natürlich der reinste Spaziergang.
Die drei wundern sich bestimmt, wieso ich jetzt schon eine Pause mache. Die wissen ja nicht, dass ich schon seit Stunden durch die Gegend irre.
Einige Zeit später werde ich am Isardamm Zeuge einer Helikopter-Rettung. Ein Pärchen liegt am Wasser. Die Frau ist scheinbar schwer verletzt. An diesem Höllenpfad wundert mich gar nichts mehr.
Bei meiner nächsten Pause lerne ich ein weiteres Wander-Trio aus Bayern kennen.
Die haben sich heute auch schon verlaufen (sehr sympathisch) und ein Drittel des Teams hat ähnlich starke Fußschmerzen wie ich. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und beschließen gemeinsam weiter zu gehen.
Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Bei den aktuellen Schmerzen, kann ich mir nicht vorstellen, wie ich jemals in Venedig ankommen soll.
Die ersten Berge sind in Sicht! Endlich. Teil des Problems sind unsere Bergschuhe, die fürs flache Land einfach nicht geeignet sind.
Die Landschaft ist wunderschön aber das Genießen fällt mir noch schwer.
Kurz vor Bad Tölz können wir kaum noch laufen. Ich humpele die letzten Meter in die Stadt. Mein neuer Wandergenosse Simon bringt es auf den Punkt: „Mit Spaß hat des goar nix mehr zu tun. Das ist eine einzige Tour der Schmerzen“.
Als wär das noch nicht genug, ist die gesamte Stadt aufgrund eines Festivals komplett ausgebucht und ich habe natürlich keinen Schlafplatz reserviert.
Heldenhaft stehen mir meine neuen Freunde bei und lassen mich in ihrem schon überbuchten Zimmer mit auf der Couch schlafen.
„Lauf den Traumpfad München- Venedig“, haben sie gesagt. „Es wird Spaß machen“, haben sie gesagt…..
Als ich meine Wanderschuhe ausziehe, kommt das Ausmaß der Zerstörung ans Licht. Fiese Blasen an den Fersen und meine rechte Achillessehne ist angeschwollen (die war noch vorbelastet vom Halbmarathon, den ich einige Wochen zuvor gelaufen bin).
Direkt neben der Pension ist zufällig ein Krankenhaus. Ich schlurfe mit meinen Adiletten in die Notaufnahme und lasse den Schaden begutachten.
Die Sehne ist nicht angerissen aber die Ärztin möchte mir auch nicht empfehlen weiterzulaufen. Was nun? Ich kann doch nicht schon am zweiten Tag abbrechen, oder?
In der Nacht zieht ein gewaltiges Gewitter über Bad Tölz.
Tag 3 – Von Bad Tölz zur Tutzinger Hütte
Am nächsten morgen fühlen wir uns wie nach einem Marathon. Aber nach einer Stunde Gehzeit, laufe ich zumindest wieder etwas runder. Die Berge kommen näher und Regenwolken ziehen auf.
Eine radelnde Renterin überholt uns und wünscht uns viel Erfolg. Als sie uns eine halbe Stunde später auf ihrem Rückweg erneut begegnet, sagt sie grinsend “ Na, ihr seids ja noch nicht sehr weit gekommen“.
Sehr motivierend.
Nach vier Stunden machen wir die erste Pause. Drei Engel für Fabian: Simon, Fischi und Michel.
Spätestens jetzt tun mir meine Füße wieder brutalst weh. Passend dazu beginnt es zu regnen.
Michel ist der einzige unkapputtbare unter uns. O-Ton: „Wenn du keine Schmerzen hast, isch super“. Ja, schön wärs!
Eine Steilwand trennt uns noch von unsere ersten Berghütte. Mittlerweile hat es sich schon gut eingeregnet. Mit einem letzten Kraftakt überwinden wir die Höhenmeter und steigen auf der anderen Seite hinab zur Tutzinger Hütte.
Endlich echtes Wanderfeeling. Die Hütte ist voll mit netten Menschen. Wir machen viele Bekanntschaften und tauschen uns über die Schmerzen und Strapazen der letzten Tage aus. Die Stimmung ist super.
Leider hat sich der Zustand meiner Ferse verschlechtert. Die Sehne ist noch geschwollen und die Blase an der Ferse ist aufgerissen und entzündet. Eine richtige Fleischwunde mit rotem Rand. auch bei anderen Wanderern sehe ich obszön widerliche Blasen in allen Größen und Farben. Wir witzeln schon, dass auf dem München-Venedig Wanderführer wie auf Zigarettenpackungen Warnhinweise mit Schockbildern abgebildet sein müssten.
Im Zehnbett-Zimmer hab ich natürlich den Platz neben dem lautesten Schnarcher. Wie ist es überhaupt menschenmöglich nur durch Atmen so einen Lärm zu produzieren?
Tag 4 – Zwangspause auf der Tutzinger Hütte
Am nächsten Morgen hat sich der Zustand meiner Blase so sehr verschlechtert, dass ich mir nicht mal mehr die Schuhe anziehen kann. Die Ferse ist komplett entzündet. Sollte es das nach nur vier Tagen schon gewesen sein?
Weitergehen ist ausgeschlossen. Sehr sehr schweren Herzens muss ich meine neu gewonnenen Bekanntschaften ziehen lassen. Es regnet in Strömen.
Ich verarzte meinen Fuß so gut es geht, werfe Ibu 600 ein und bete, dass die Entzündung zurückgeht. Ich bleib den Tag im Bett und schaue hinaus in den Regen. Der Hüttenwirt hat heute Geburtstag und es wird schon morgens gut gesoffen.
Tag 5 – Von der Tutzinger Hütte nach Vorderriß
Die Stunde der Wahrheit. Der Fuß hält! Die Medikamente haben tatsächlich geholfen. Die Schmerzen sind noch da aber zumindest ist die Entzündung über Nacht verschwunden. Das Wetter ist dafür nicht besser geworden. Im Regen kraxel ich die Benediktenwand hoch und sichte dabei einige Steinböcke.
Beim Abstieg nach Jachenau gelange ich an einen Fluss, der durch den Regen unpassierbar geworden ist.
30 Minuten suche ich im Starkregen eine geeignete Stelle zum Überqueren. Mittlerweile bin ich komplett nass. Im Ort stocke ich meine Reiseapotheke mit Blasenpflastern und Tape auf.
Die Richtung stimmt immerhin noch. Dann geht es mal wieder bergauf. Gefolgt von einem kurvenreichen Abstieg nach Vorderriß. Ich komme als erster an der Hütte an.
Der Wirt hat heute Ruhetag, so dass es kein Abendessen gibt! Es wird einfach immer besser. Ein paar Nüsse müssen als Mahlzeit reichen. Ich hoffe, dass wenigstens meine Schuhe über Nacht trocknen werden. Der Wetterbericht sieht jedenfalls nicht gut aus.
Am Abend lerne ich Jasmin und Sascha kennen, die auch auf dem Traumpfad unterwegs sind. Jasmin hat eine spektakuläre Blase am Fuß, die sich einmal um die gesamte Ferse ausdehnt.
Tag 6 – Von Vorderriß ins Karwendelhaus
Die fünfte Etappe von Vorderriß zum Karwendelhaus, ist meine persönliche Hölle. Deswegen gibt es davon auch kein einziges Bild.
Sieben Stunden marschiere ich alleine durch erbarmungslosen Starkregen. Nach kürzester Zeit steht mir das Wasser in den Schuhen. Die ersten zwei Stunden geht es nur an der Straße entlang. Irgendwann hält ein Van vom österreichischen Rundfunk neben mir und ruft mir durch den Regen entgegen „Sollen wir dich mitnehmen?“. Und ich höre mich nur dankend ablehnen.
Die mussten auch denken, dass ich geistig umnachtet bin. Aber ich will ja schließlich nach Venedig wandern und nicht fahren. Ab Hinterriß geht es weitere vier Stunden bergauf. Es sind keine Wege mehr, die ich entlang stapfe, sondern Bäche, die mir entgegen strömen. Zumindest bin ich jetzt schon in Österreich.
Die letzte halbe Stunde setzt plötzlich Eisregen ein. Dann sehe ich, dass mir Blut an beiden Händen hinunter läuft, scheinbar aufgrund der Reibung mit den Wanderstock-Schlaufen. Hatte ich gar nicht gemerkt, weil ich meine Hände eh nicht mehr gespürt hatte.
Irgendwie schaffe ich es zum Karwendelhaus und stehe vor dem Schild „Stromausfall“. Der Hüttenwirt begrüßt mich mit den Worten „Sorry, kein warmes Wasser heute“. Die letzten Stunde war der Gedanke an eine warme Dusche das einzige, was mich in Bewegung gehalten hat.
Ich geh ins kalte Nachtlager und merke, dass der Regen hinter mein Raincover gelaufen ist und durch die Rückenpolsterung alle meine Sachen nass gemacht hat. Der Trockenraum ist komplett dicht mit nassen Klamotten. Hier trocknet gar nix mehr.
Dazu die Aussicht, dass die nächste Etappe genauso wird, nur in lang. Einfach nur Wahnsinn!
Doch am Abend kommt der Wirt mit der Wetterprognose an unseren Tisch und sagt: „Morgen wird’s besser, weil schlechter kann’s goar net mehr werden“…
Im Karwendelhaus gibt es wenigstens ein Wiedersehen mit einer Mitwanderin sowie Bekanntschaften mit neuen Wegabschnittsgefährten. Den Strapazen der letzten Tage setzen wir gute Laune entegegen.
Tag 7 – Vom Karwendelhaus ins Halleranger Haus
Ich traue meinen Augen nicht als ich nach dem Frühstück aus dem Karwendelhaus komme. Sonne! Und herrliche Aussicht. Jetzt sieht man auch mal, wo man eigentlich lang läuft!
Aufgrund des Wetterberichtes hat uns der Hüttenwirt dennoch davon abgeraten über die Birkkarspitze zu gehen. Das bedeutet, dass ich heute fast 40 km außen herum zum Halleranger-Haus laufen muss.
Immerhin stehen die Chancen nicht schlecht, dort die Bayern wieder zutreffen.
Alpen-Panorama wie aus dem Bilderbuch.
Nach einer halben Stunde stoße ich auf die Nordfriesin Alisha, die auch auf dem Traumpfad unterwegs ist. Wir gehen wir ein Stück gemeinsam.
Hier bin ich noch recht gut gelaunt. Da wusste ich noch nicht, dass ich die nächsten vier Stunden wieder durch den Regen laufen muss.
Man beachte auch die Pflaster an meinen Händen vom Vortag.
Hier läuft uns noch Robert aus Brandenburg über den Weg, der im Karwendel einige Klettersteige gehen möchte.
An der Abzweigung Richtung Wiesenhof muss ich mich leider schon wieder von Alisha verabschieden, die eine kürzere Etappe läuft. Ich kämpfe mich alleine durch den Regen am Isar-Ursprung vorbei. Die letzten 1,5 Stunden geht es nochmal zermürbend steil bergauf.
K.O. erreiche ich das Halleranger Haus, das voll mit Holländern ist. Das Matrazenlager ist bis auf den letzten Platz belegt und im ganzen Haus hängen nasse Klamotten.
Das Matrazenlager. Auf dem Hochbett sitzt Jasmin und verarztet die Füße von Sascha. Am Abend sitzen wir gemütlich in der Stube und spielen Gitarre und Tabu.
Zu einem Wiedersehen mit den Bayern kam es leider nicht. Wo stecken die bloß?
Tag 8 – Vom Hallerangerhaus nach Wattens
Vor dem Frühstück, packe ich im dunklen Lager meine Sachen und starte in die siebte Etappe. Ich fühl mich gut und das Wetter sieht halbwegs stabil aus.
Weit und breit ist keine Menschenseele, nur ein paar schwarze Salamander, Gämse und ich. Hinter dem Kamm erwartet mich ein traumhaftes Panorama.
Etwas später treffe ich auf die Lehrerin Elke mit ihrem Sohn Jasper. Die kannte ich schon vom Hören Sagen. Gemeinsam „verbringen“ sie die Schulferien auf dem Traumpfad.
Durch den einsetzenden Nieselregen trotte ich weiter. Die lange Tour vom Vortag sitzt mir noch ganz schön in den Knochen.
Dumm nur, dass ich später einen circa einstündigen Umweg nehme, weil die Wegbeschreibung im Reiseführer so ungenau ist.
Das letzte Stück nach Wattens geht man auf dem Kreuzweg. Ein Pfad für Achtsamkeit und Reflexion. Hier hab ich glaub ich gerade sowas gedacht wie: Leck dia Sau am Arsch, nimmt dieser Scheißweg denn nie ein Ende?!
Als ich mit einiger Verspätung in Wattens ankomme, bin ich schon wieder völlig durch.
Zu meinem Entsetzen merke ich, dass ich mein Merino-Shirt und mein geliebtes Chewbacca Shirt im Hallerangerhaus hab liegen lassen! So ein Mist. .
Neue Kleidung muss her. Ich steig in meine Adiletten und kaufe mir im nächstbesten Laden zwei neue Shirts und weitere Medikamente.
Am Abend kommt es dann doch noch zum langersehnten Wiedersehen mit den Bayern. Michel ist aufgrund von anderen Verpflichtungen nicht mehr dabei aber dafür sind Magdalena und Sabrina dazugestoßen. Gemeinsam wollen wir am nächsten Tag weitergehen. Es kann nur besser werden!
Tag 9 – Von Wattens zur Lizumer Hütte
Zum Frühstück werfe ich mir eine Ibu 600 ein (Finger weg von den Drogen). Heute geht es den ganzen Tag nur bergauf bis zur Lizumer Hütte.
Bestens gelaunt starten Simon, Fischi, Magdalena, Sabrina und ich bei blendendem Wetter in die achte Etappe.
Unterwegs tauschen wir uns über die ereignisreichen letzten Tage aus.
Weiter und weiter geht es hinauf auf dem wunderschönen Zirbenweg durch das Gebiet des österreichischen Bundesheers.
Am Wegesrand stehen Warnhinweise. Wanderer sollen auf den Wegen bleiben und alles unberührt lassen.
Die Lizumer Hütte ist wunderschön gelegen aber heute überbucht. Ich bekomme noch einen Platz aber einige Mitwanderer müssen im Notlager auf dem Flur nächtigen. Jetzt wo wir alle in den Bergen sind, trifft man immer wieder auf dieselben Leute. Die Stimmung ist gut und das Wetter spielt auch mit.
Als wir am Abend bei mittelgutem Essen zusammensitzen ertönt plötzlich ein urst lauter Knall in der Stube. Alle zucken zusammen. Ich drehe mich um und sehe Blutspritzer auf dem Fußboden. Da hat tatsächlich einer von der Idiotentruppe am Nebentisch (die zuvor schon negativ aufgefallen waren) eine Übungsgranate vom Bundesheer gezündet, die er auf dem Weg gefunden hatte. Wie blöd kann man sein?
Der betroffene Mann musste dann an der Hand genäht werden (gehirnamputiert war er ja schon).
Fazit
Der Einstieg in den Traumpfad ist der anstrengendste Teil der Route. Wenn dann noch schlechtes Wetter dazu kommt, wird der Traumpfad zum Höllentrip.
Vorbereitung und eine positive Grundeinstellung sind hier alles. Mehr als einmal habe ich in den ersten Tagen gedacht, dass ich die Tour abbrechen muss. Aber wie heißt es so schön: wenn der Kopf sagt, es geht nicht mehr, dann hast du erst 40% deiner Leistungsgrenze erreicht. Durchatmen und weitergehen. Es wird besser!
Tips
- Die Anstrengungen der ersten Tage nicht unterschätzen
- Im Zweifelsfall eine extra Übernachtung im Kloster Schäftlarn einplanen
- Auf jeden Fall lohnt es sich, Turnschuhe mitzunehmen für die ersten beiden und die letzten fünf Flachlandetappen. In Bergschuhen ist das die reinste Qual.
- Die Füße sollte man sich schon am ersten Tag prophylaktisch an den sensiblen Stellen mit Tape abkleben. Auch wenn man vielleicht sonst keine Probleme mit Blasen hat.
- Ibuprofen und Gute Laune nicht vergessen
Lieber Fabian, wie schön, dass du deine Schmerzen mit uns teilst. Ich war hin und her gerissen zwischen vor Tränen Lachen und sehr großem Mitleid. Man muss vermutlich ähnliche Erfahrungen gemacht haben, um nachvollziehen zu können, wieso man auch mit Schmerzen, Blasen und trotz absolutem Sch***-Wetter weiter läuft, Mitfahrgelegenheiten ziehen lässt und jeden Morgen mit einer neuen Portion Optimismus startet. Danke für’s Teilen – ich freue mich auf die Fortsetzung.
Danke liebe Audrey!
Und ich vermute mal du hast auch schon ganz ähnliche Erfahrungen machen „dürfen“ 🙂
Correctamente ?
Die habe ich bisher allerdings noch nicht verschriftlich. Kommt aber noch – ich sag nur 800 km Jakobsweg. Ich sah einen Fuß mit 38 (!) Blasen…
Autsch! Aber da spürt man wenigstens, dass man lebt 🙂
Na, dann warte ich mal auf deinen Bericht.
Bin gerade durch gehlebt auf dich gestoßen super geschrieben! Man kann richtig mit dir mitfühlen! Mit welcher Kamera machst du deine Fotos?
Danke 🙂
Sony Alpha 6000. Mehr Gewicht bin ich nicht bereit zu tragen 🙂
Hallo Fabian!
Bin auch über gehlebt.at/Martin auf Dich gestoßen. Toll beschrieben und schöne Fotos. Schon von diesem Traumpfad gehört und gelesen, hab ich jetzt richtig Blut geleckt 😉 und frag mich wie ich bei all meinen Projekten diesen Traumpfad unterbringe. Wünsch Dir weiterhin viele schöne Wege und freu mich auf den nächsten Bericht
herzlichst der grüne Pilger Peter
Hallo Fabian,
bin per Zufall auf deinen Blog gestoßen und habe mich gleich festgelesen. München-Venedig steht auch auf meiner Liste ganz oben. Ich habe bislang gezögert, weil ich alleine unterwegs wäre, aber dein Bericht hat mich bestärkt das doch wieder in Angriff zu nehmen.
Ich lebe auch in Berlin und bin 2016 den Berliner Höhenweg gelaufen, den ich nur wärmstens empfehlen kann. Er ist auch „nur“ acht Etappen lang, die es aber teilweise in sich haben. Auf der Olperer Hütte kreuzt er sich mit München-Venedig.
Kannst Du zufällig für Berlin eine Gruppe oder so empfehlen, wo sich Wanderbegeisterte treffen? Das fehlt mir leider noch.
Lg Kathrin
Hi Kathrin, dann haben wir uns um ein Jahr verpasst 🙂 Also der kurze Teil vom Berliner Höhenweg, den ich gelaufen bin, hat mir gut gefallen.
Eine Gruppe von anonymen Fernwanderern in Berlin kenne ich leider auch nicht. Aber wenn du willst können wir uns ja mal bei einem Ski-Wasser austauschen. Bin auch immer auf der Suche nach Wanderinspiration.
die nächste Woche bin ich allerdings noch am Meer in Portugal (ausnahmsweise keine Berge). Also wenn du willst schreib mir einfach an fabian@awesomatik.de