Der nördliche Kungsleden
Der Kungsleden (schwedisch für „Königspfad“) ist ein Fernwanderweg im schwedischen Lappland.
Der nördliche Kungsleden führt über etwa 440 Kilometer von Abisko bis nach Hemavan.
Es gibt auch einen weniger bekannten südlichen Kungsleden, der über etwa 350 Kilometer von Sälen nach Storlien führt. Zwischen den beiden Teilen gibt es keine Verbindung.
Etappen
Wie man sich die 440 km aufteilt ist jedem selbst überlassen. Mein Wanderführer hat den Weg von Abisko bis Hemavan in 26 Etappen aufgeteilt. Ich hatte vier Wochen eingeplant, war dann aber schlussendlich deutlich schneller am Ziel.
Ich habe ausschließlich im Zelt übernachtet und war somit nicht auf die Hütten angewiesen. So habe ich die gesamte Strecke ohne Pausentag in 19 Tagen zurückgelegt. Im Schnitt bin ich circa 25 km pro Tag gelaufen.
Es geht aber auch schneller. Die fabelhafte Ultrarunnerin Emilie Forsberg hat z.B. nur 4 Tage und 21 Stunden gebraucht!
Die meisten Wanderer laufen allerdings nur den nördlichen Abschnitt von Abisko bis Kvikkjokk oder von Abisko bis Nikkaluokta.
Zum einen weil es schönste Teil ist. Der Weg verläuft meist oberhalb der Baumgrenze, was bedeutet, dass es hier kaum Mücken gibt und man eine tolle Aussicht genießt. Zum anderen gibt es in Tagesabständen Unterkünfte, die vom schwedischen Touristenverband STF betrieben werden.
Warmes Essen wie in den Alpen bekommt man hier zwar nicht aber es gibt Küchen und kleine Proviant-Läden. Online kann man sich schon im Vorfeld die gesamte Produktpalette der Shops anschauen, was sehr hilfreich für die Planung ist.
Auch wenn die Hütten außerhalb der Hauptsaison nicht bewirtschaftet sind, so ist immer mindestens ein Not-Raum (mit Koch- und Schlafmöglichkeit) geöffnet.
Läuft man also nur den ersten Teilabschnitt benötigt man weder Zelt noch viel Proviant, da man sich täglich neu eindecken kann (allerdings zu schwedischen Preisen).
Möchte man den gesamten Weg laufen benötigt man ein Zelt, da es zwischen Kvikkjok und Ammarnäs kaum Hütten gibt.
Boot- und Bustransfers
Der Sommerwanderweg kreuzt an einigen Stellen Seen. Diese muss man dann entweder per vorhandenem Ruderboot selbst überqueren oder man nutzt den allerdings nur während der Hauptsaison angebotenen Bootsservice, welcher durch Einheimische organisiert wird.
Für die Bootstransfer sollte man sich auf unverschämt teure Preise einrichten. Eine kurze Überfahrt, kann schon mal 30 EUR kosten.
Für Anfänger geeignet?
Definitiv! Obwohl man sich auf dem Kungsleden in der absoluten Wildnis bewegt, ist der Weg definitiv für Anfänger geeignet. Die Navigation ist extrem einfach, da es eigentlich nur einen Weg gibt.
Es gibt überall Wasser, so dass man sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen braucht (Zudem spart man Gewicht. Ich habe z.B. selten mehr als eine halbvolle Flasche Wasser getragen, da man gefühlt alle paar hundert Meter ein Gewässer überquert).
In Tagesabständen gibt es Versorgungshütten, die Gas und Proviant verkaufen. Es gibt keine gefährlichen Tiere (außer Mücken) und die Sonne scheint im Sommer Tag und Nacht (so dass man keine Angst haben muss vom Sonnenuntergang überrascht zu werden).
Und sollte man mit gebrochenem Bein am Wegesrand liegen, wird früher oder später ein Wanderer vorbei kommen, da der Kungsleden auch despektierlich „die Wander-Autobahn“ genannt wird.
Wobei das auch stark davon abhängt zu welcher Zeit man unterwegs ist. Ich bin den Weg im Juli zur Hauptsaison gelaufen, bin aber dennoch in der ersten Woche auf dem beliebtesten Teilstück nur einer Handvoll Menschen begegnet, weil die Sommerferien in Schweden noch nicht begonnen hatten. Mein Zelt stand fast immer ganz allein in den schönsten Landschaften.
Leicht?
Nur weil der Weg für Anfänger geeignet ist, bedeutet es nicht, dass er leicht ist. Eine Fernwanderung ist immer mit Strapazen verbunden insbesondere, wenn man Pech mit dem Wetter hat. Obwohl gut ausgebaut, kann der Weg bei anhaltendem Regenwetter schwierig werden. Da man sich nördlich des Polarkreises bewegt, sollte man auch auf Kälteeinbrüche und Schneefelder vorbereitet sein.
Vor allem der südliche Teil ab Kvikkjokk ist im Sommer aufgrund des hohen Mückenaufkommens eine Herausforderung. Zudem läuft man dort viel durch waldige Sumpfgebiete, so dass man sich auf begrenzte Aussicht und nasse Füße einstellen sollte.
Ich hatte insgesamt relativ perfektes Wetter und bin die meiste Zeit im T-Shirt gelaufen. Vier Tage Regen und nasse Füße am Stück, gepaart mit aggressiven Mückenschwärmen haben mich allerdings zwischenzeitlich verzweifeln lassen.
Man kann sich das Leben aber im wahrsten Sinne des Wortes schwerer machen, indem man zu viel Gewicht mitschleppt oder sich zu viel vornimmt.
Ich habe z.B. einen Ultaleicht-Wanderer getroffen, der kaum noch laufen konnte. Im Gespräch kam dann heraus, dass er 35 km pro Tag gewandert ist, was augenscheinlich zu viel für ihn war.
Organisation und Vorbereitung
Der Hauptteil meiner Organisation bestand darin geeignete Ausrüstung zu beschaffen (Packliste folgt in Kürze). Diese Ausrüstung habe ich dann auf einer kurzen Trekkingtour durch die sächsische Schweiz getestet. Das kann ich nur jedem empfehlen. So kann man abschätzen wie weit man mit einem vollgepackten Rucksack laufen kann und anschließend seine Packliste optimieren.
Ansonsten habe ich lediglich meine Anreise organisiert und eine Übernachtung in Kiruna gebucht, alles andere habe ich auf mich zukommen lassen. Ich bin froh, dass ich keine Abreise organisiert hatte, da ich im Endeffekt 8 Tage schneller als geplant gewandert bin.
Eine sportliche Grundfitness, gute Schuhe und eine positive Grundeinstellung sollte man definitiv haben, damit die Tour nicht zur Tortur wird.
Idealerweise hat man schon Wandertouren gemacht, damit man einschätzen kann, was einen erwartet.
Mit der richtigen Einstellung und genug Zeit für Ruhetage ist die Tour für jedermann machbar.
Wanderführer, Kartenmaterial und Navigation
Der Weg ist sehr gut markiert und mit Brücken versehen. Die Wegmarkierungen für Wandernde zu Fuß bestehen aus roten Ringen rund um Baumstämme. Der vom Verlauf manchmal leicht abweichende Winterwanderweg ist mit roten Kreuzen an ca. 2 m hohen Stangen markiert und führt teilweise durch im Winter zugefrorene Sumpflandschaften bzw. über Seen. Die Sommer- und Wintermarkierungen sind so platziert, dass man von einer beliebigen Markierung die nächste Markierung sehen und darauf zusteuern kann.
Ich habe bisher alle meine Fernwanderung mit einem Wanderführer und ohne Karten absolviert. Das hatte ich auch dieses Mal vor. Aber in meinem Wanderführer stand, dass Karten für diese Wanderung unverzichtbar seien.
Also habe ich mir für viel Geld die für den gesamten Weg notwendigen vier Karten von Calazo (C81, C82, C85 und C86) gekauft (circa 20 Eur pro Stück).
Schlussendlich habe ich auf der gesamten Wanderung nicht einmal in die Karten geschaut.
Die Kartenausschnitte in meinem Wanderführer waren vollkommen ausreichend und außerdem gibt es auf 95 % der Strecke nur einen Weg und das ist der Kungsleden. Entweder man ist auf dem Weg oder nicht.
Ich bin mit dem Wanderführer Schweden: Kungsleden (OutdoorHandbuch) (Amazon Partnerlink) gelaufen.
Dieser ist relativ schmal, umfasst aber dennoch den gesamten nördlichen und südlichen Kungsleden. Mehr Infos braucht man nicht.
Ich fand die Navigation insgesamt sehr einfach und bin wie am Schnürchen ohne Irrungen und Wirrungen durchgewandert.
Kosten
Newsflash: Schweden ist teuer. Und so ist auch eine Wanderung auf dem Kungsleden nicht ganz günstig. Zunächst muss Ausrüstung her.
Gutes Material kostet gutes Geld (wobei man auch hier viel sparen kann, wenn man sich schlau anstellt).
Hat man das Material erstmal zusammen, benötigt man noch Budget für An- und Abreise, Verpflegung, Bus- und Boottransfers und ggf. Übernachtung.
Vor allem die Hüttenübernachtungen sind teuer, dafür dass einem wenig geboten wird (Aktuelle Preisliste).
Eine Übernachtung kostet um die 60 EUR! In den Alpen bekommt man dafür Halbpension, hier gibt’s lediglich ein Platz im Mehrbettzimmer und Zugang zu Küche, Dusche und Außenklo.
Für STF-Mitglieder sind die Übernachtungen sowie die Preise in den STF-Shops günstiger. Ob sich eine Mitgliedschaft lohnt, sollte man im Vorfeld durchrechnen.
Ich habe ausschließlich im Zelt übernachtet. Somit ist dieser Posten für mich weggefallen. Dennoch war die Tour nicht so günstig wie man denken könnte.
Ich habe Lebensmittel für die erste Woche mitgeschleppt. Ab Woche zwei, habe ich mich über die STF-Shops versorgt und die sind knackig teuer. Eine Trekkingmahlzeit für den Jetboil kostet z.B. circa 9 EUR. Instant-Nudeln sind günstiger (aber ich möchte ja satt werden). In Jäkkvik und Ammarnäs gibt es zwei gut sortierte Supermärkte, die etwas günstiger sind.
Mehr Lebensmittel als für eine Woche wollte ich nicht schleppen. Da zahle ich gerne mehr. So trägt man ab Woche zwei immer nur Lebensmittel für circa zwei/drei Tage, was sehr angenehm ist.
Wer gut organisiert ist, kann sich auch ein Lebensmittel-Paket zur Tankstelle nach Jäkkvik senden. So hat es eine amerikanische Wanderbekanntschaft gemacht. Auf amerikanischen Fernwanderwegen ist das gängige Praxis.
Ein größerer Posten waren die diversen Transfers. Ich habe wo es ging versucht die Seen selbst rudernd zu überqueren. An manchen Stellen war es aber nur schwer möglich aufgrund von Wetter und Entfernung.
Diese Transfers waren immer sehr teuer (um die 30 Eur pro Fahrt). Zweimal musste ich den Bus nehmen. Einmal, um von Kiruna nach Abisko zu kommen und einmal von Vakkotavare nach Kebnats (hier ist der Kungsleden unterbrochen). Beide Fahrten haben circa 15 EUR gekostet.
Achtung: Schweden will bis 2020 ein weitestgehend bargeldfreies Land sein
Vom Straßenverkäufer über die Busfahrt bis zur Berghütte überall wird jetzt schon mit Kreditkarte gezahlt. Selbst die meisten Boottransfers habe ich mit Karte gezahlt. Also vergesst eure Kreditkarte nicht und hebt nicht zuviel Cash ab (wie ich).
Wer gute Deals für seine Ausrüstung findet, seine An-und Abreise frühzeitig organisiert und hauptsächlich im Zelt übernachtet, kann eine Menge Geld sparen.
Aber egal wie viel Kohle ihr ausgebt, der Weg ist unbezahlbar schön.
An- und Abreise
Man kann den Kungsleden von nord nach süd oder umgekehrt laufen. Die populärere Variante führt von Abisko im Norden nach Hemavan im Süden. Nach Abisko kommt man am besten von Kiruna aus. Kiruna lässt sich per Flug oder Zug von Stockholm aus ansteuern. Von Kiruna fahren regelmäßig Busse nach Abisko (Dauer: circa 1 Stunde).
Wer von süd nach nord gehen möchte, startet in Hemavan. Am schnellsten lässt sich dieser Ski-Ort per Flugzeug von Stockholm aus erreichen. Eine bessere CO2-Bilanz hat man, wenn man von Stockholm den Zug nach Umea nimmt und von dort den Bus nach Hemavan.
Fazit
Der Kungsleden taucht immer wieder auf den Listen der schönsten Weitwanderwege der Welt auf.
Und das nicht ohne Grund! Wahnsinnig tolle Landschaften, Sonne Tag und Nacht und eine Wildnis, wie man sie sonst wohl nirgendswo in Europa findet.
Ein Fernwanderweg, der für Anfänger geeignet ist aber bei weitem nicht so ausgetreten ist, wie es mancherorts zu lesen ist. Ich bin die meiste Zeit allein gelaufen, habe aber auch ein paar nette Bekanntschaften gemacht.
Vor allem der Norden ist sehr bequem zu gehen, wenn das Wetter stimmt. Der südliche Teil, kann aufgrund von Mücken und Wegbeschaffenheit streckenweise recht anstrengend werden.
Was ich alles auf diesem wunderschönen Weg erlebt habt, erfahrt ihr in Kürze in meinem Reisebericht.
Falls ihr noch Fragen zum Kungsleden habt, könnt ihr mir gerne auf IG oder per Mail schreiben.
Hey,
komme gerade frisch vom Kungsleden. Das mit dem Bargeld ist so eine Sache. Ja, es wird fast überall mit Karte bezahlt (und teilweise ausschließlich). Aber, dieses Jahr war auf mehreren aufeinanderfolgenden Hütten tagelang Strom- & Internetausfall. Das hatte zur Folge das die Kartenterminals nicht mehr funktionierten und dann wurde einem bewusst wie wichtig es ist, doch ein wenig Bargeld in der Tasche zu haben 😉
VG
Andy
Hi Andy, danke für die Info! Ja, etwas Bargeld sollte man definitiv dabei haben. Nur nicht so viel wie ich damals 🙂