Tag 13 – Schutzhütte bis Adolfström (19,5 km)
Good Morning Kungsleden! Ich wache auf dem Hüttenfußboden auf, schäle mich aus meinem Schlafsack und steige in meine ofengetrockneten Klamotten. Dann kippe ich mir eine heiße Schokolade hinters Fressbrett und los geht’s
Noch bin ich gut drauf. Ich freue mich über die Sonne und meine trockene Ausrüstung.
Doch wenig später fängt es wieder an zu regnen und ich watschel mit nassen Füßen weiter.
Die Schmerzen an meinem kleinen Zeh werden mit jedem Kilometer stärker.
Als ich Adolfström nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche, kann ich kaum noch laufen. Ich gehe in den niedlich gestalteten Tante Emma Dorfladen, hol mir Schaumstoff Zehenspreizer und ein Eis, das ich deprimiert im Nieselregen vor dem Laden verschlinge.
Ich hatte eigentlich geplant heute weiter zu gehen aber das ist in meinem aktuellen Zustand nicht möglich. Also schlage ich am Ortsausgang an einem See mein Zelt auf und führe mit meinem Taschenmesser eine kleine Notoperation an meinem kleinen Zeh durch. Desinfizieren, abkleben, Ibuprofen und erstmal zwei Stunden schlafen.
Nach dem Mittagsschlaf fühle ich mich schon deutlich besser. Die Sonne scheint und ich nutze meine selbstauferlegte Pause, um meine Klamotten und mich zu waschen. Mein Fuß ist wie durch ein Wunder fast komplett schmerzfrei.
Meine Analyse: Ich hatte mir die Blase am kleinen Zeh aufgestochen und danach aber ein Blasenpflaster auf die offene Blase geklebt. Die Flüssigkeit aus dem Pflaster ist in die Wunde gelaufen, was augenscheinlich zu einer Entzündung geführt hat (nicht meine schlauste Aktion).
Mit normalem Pflaster und Ibuprofen scheint jetzt alles wieder in Ordnung zu sein. Dennoch bleibe ich für heute lieber hier.
Tag 14 – Adolfström bis Hängebrücke Vuoruojuhka (27 km)
Am nächsten Morgen werde ich nicht durch Vogelgezwitscher geweckt, sondern durch bekannte Stimmen. Ich Strecke meinen Kopf aus dem Zelt, kann aber nichts sehen also rufe ich in den Wald hinein: Vanessa? Suzanne?
Und tatsächlich kommt prompt eine Antwort und wenig später tauchen tatsächlich die beiden Mädels auf. Scheinbar haben sie nur einen Katzenwurf von mir entfernt übernachtet aber ich habe es gar nicht mitbekommen. Unsere Crew ist also vorerst wiedervereint. Yay!
Bzw. muss ich ja erstmal frühstücken. Ich werde also nachkommen. Suzanne lässt mir netterweise ein paar Desinfektionstücher da, mit denen ich mein Zeh reinige. Ich habe in der Hinsicht etwas zu leicht gepackt.
Wenig später bin ich wieder auf dem Trail. Und ich fühle mich super. Der Zeh tut gar nicht mehr weh und regnen tut es auch nicht.
Gegen Mittag hole ich die Mädels wieder ein und wir gehen ein Stück gemeinsam.
Gegen Ende des Tages verlassen wir sogar mal wieder den Wald und dann geht es über eine tolle Ebene.
Ich fühle mich wie im Western.
Nachdem ich gestern noch ernsthaft über einen Abbruch nachgedacht habe, hätte es heute nicht optimaler laufen können.
Ohne Sonnenuntergang geht der Tag trotzdem über unserem coolen Zelt-Fort zu Ende. Mütze über die Augen, Schlafbrille drüber und gute Nacht!
Tag 15 – Hängebrücke Barrasjäkka bis Rävfallshütte (22 km)
Der Tag startet in sehr gehbarem flachen Gelände.
Leider verlassen wir gegen Ende der Etappe die Ebene und müssen uns wieder durch den Wald bis zu Hütte durchkämpfen.
Keiner von uns hat so richtig Lust sein Zelt aufzubauen und so hocken wir erstmal in der Hütte.
Plötzlich geht die Tür auf und ein Mädel kommt reingestürmt als ob sie von einem Rudel Wölfe verfolgt wird. Sie flucht über die Moskito-Wolken und ich denke nur, dass sie den Mücken mit ihrer Hotpants auch viel Angriffsfläche bietet.
Sie läuft von Süd nach Nord, ist erst vor wenigen Tagen in der Höhe gestartet und bekommt heute zum ersten Mal die volle Breitseite Insekten ab.
In dem Moment realisiere ich erst wie sehr ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe. Ich finde es natürlich immer noch nicht geil aber das einzige, was wirklich gegen die Scheißviecher hilft, ist Akzeptanz.
Schlussendlich bauen wir doch noch alle unsere Zelte vor der Hütte auf. Ich liege etwas schräg genau neben einem sehr lauten Wasserfall.
Tag 16 – Rävfallshütte über Ammarnäs bis Aigerthütte (30 km)
Man hätte am Vortag auch eine Abkürzung nach Ammarnäs gehen können aber ich folge der klassischen Route.
Diese führt heute oberhalb der Baumgrenze mit schönen Rundumblick.
Mittags mache ich eine Pause in dieser putzigen Hütte und lese ein Stündchen.
Dann geht es abwärts und über eine hässliche Liftanlage nach Ammarnäs.
Dort warte ich auf die Mädels, die heute Nacht in der STF-Hütte übernachten. Gemeinsam gehen wir in einem richtigen Supermarkt einkaufen. Sehr viel brauche ich allerdings nicht mehr. Aber ein Eis und Süßigkeiten gehen immer.
Dann heißt es Abschied nehmen. Ab jetzt werden wir uns wohl nicht mehr wiedersehen.
Ich hatte eigentlich vor am Ortsausgang zu übernachten aber ich finde keinen guten Schlafplatz und so laufe ich doch die nächste kurze Etappe bis zur Aigerthütte.
Sehr platt aber auch sehr zufrieden stelle ich mein Zelt an diesem wunderschönen Plätzchen auf. Nachts spüre ich wie der Boden bebt, weil Rentiere hinter meinem Zelt über den Fluss springen und wie so oft um mein Zelt herum grasen.
Fazit
Wenn man nicht gerade eine entzündete Blase am Fuß hat und es nicht regnet, ist die Strecke von Jäkkvik bis Ammarnäs sehr angenehm. Den gröbsten Teil hat man nun hinter sich.
Ab jetzt gibt es in Tagesabständen wieder Hütten und es geht bergauf. Deswegen ist der kommende Teil auch populärer.
Lemminge, Schneehühner, Rentiere und Mücken habe ich nun schon gesehen. Von den schwedischen Big Five fehlt mir aber noch der Elch. Obwohl es in die Schweden die höchste Elchdichte der Welt gibt, ist mir leider noch keiner über den Weg gelaufen.
Aber noch habe ich drei Tage übrig.
Falls ihr noch Fragen zum Kungsleden habt, könnt ihr mir gerne auf IG oder per Mail schreiben.