Hotel K – Kathryn Bonella

awesomatik auf Buchfühlung

Hotel K – The shocking inside Story of Bali’s most notorious Jail – Kathryn Bonella

Als ich letzten Sommer mit meiner Freundin Nachts auf dem Flughafen in Denpasar gelandet bin, hat uns eine ziemlich böse Überraschung erwartet. Neben der Gepäckabgabe standen vier Balinesische Zollbeamte vor meinem offenen Rucksack. Lautstark redend und wild gestikulierend führten sie uns kreuz und quer durch den Flughafen, drängten uns schließlich in eine Ecke und nahmen uns unser Geld ab (Hier geht’s zu meinen Bali-Impressionen). 

Obwohl wir zum Glück nicht so viel Bares dabei hatten, war der Schock groß. Dieser Schock wäre aber um ein vielfaches größer gewesen, wenn ich vorher Hotel K  gelesen hätte.

Darin zerrt Bonella  Balis dunkle Seite ans Licht.
Ein paar zugesteckte Ecstasy-Pillen und das Urlaubsparadies mutiert zu Hölle auf Erden. Vom sorglosen Teenager Dasein zum lebenslangen Alptraum. Im korrupten Justizsystem Indonesiens ist alles möglich.

Hotel Kerobokan ist Bali’s bekanntestes Gefängnis. Seine Mauern stehen unweit von palmenbesäumten Stränden. Doch davon ist im Inneren nichts zu spüren.
Die überfüllten und verseuchten Zellen haben schon Bikinischönheiten, den balinesischen König, muslimische Terror-Bomber, Surfer und eiskalte Mörder beherbergt. Einfache Diebe teilen ihre Zellen mit Vergewaltigern und brutalen Gangmitgliedern.
Hier gilt das Gesetz des Stärkeren. Bei besonders einflussreichen Kriminellen müssen sogar die Wärter die Führung abgeben.

Bonella konzentriert sich in Hotel K hauptsächlich auf die Geschichten der westlichen Insassen. Diese sitzen fast ausnahmslos wegen Drogenschmuggels im Knast. Während einige im großen Stil Heroin, Kokain oder Ecstasy geschmuggelt haben, sitzen andere wegen ein paar Gramm Marijuhana ein. Ob man zu Tode verurteilt wird oder nur ein paar Jahre absitzen muss, hängt einzig davon ab, wie gut man im Vorfeld Polizei und Justiz geschmiert hat. Auf Gerechtigkeit kann man hier buchstäblich lange warten.
So kommt es, dass einigen Drogenhändlern der Tod durch das Erschießungskommando droht, während andere, wegen Mordes verurteilte Straftäter, schon nach drei Jahren auschecken dürfen. 

Auch die Bedingungen der Unterbringung variieren mit dem Maße der Zuzahlung. Wer kein Geld hat, muss seine kleine Zelle schon mal mit 20 Mithäftlingen teilen. Betuchtere Kunden, können sich Luxuszellen inkl. Fernseher und Bediensteten gönnen. Sex, Drogen, Freigänge – mit Geld ist in Kerobokan alles möglich.

Doch vor Gewalt, Drogensucht und Depression ist niemand sicher. Täglich droht der Tod. Sei es durch eine Überdosis oder ein als Suizid getarnter Mord.
Was den westlichen Häftlingen aber neben all den lebensbedrohlichen Alltagssituationen am meisten zu schaffen macht, ist die Ungerechtigkeit. Vom Polizeichef bis zum einfachen Vollzugsbeamten ist das gesamte System korrupt. So handeln die Wärter mit Drogenmengen für die einige der Häftlinge lebenslang hinter Gitter gesperrt wurden.

In Hotel K erfährt der Leser von gescheiterten und geglückten Fluchtversuchen, von Sex- und Drogenpartys, von in Haft geborenen Babys und Polizeirazzien.

Bonella hat ausführlich recherchiert und ihr Schreibstil ist einfach und sachlich. Teilweise wiederholen sich einige Passagen. Ein Non-Fiction Meisterwerk im Stile von Capotes In cold Blood ist ihr mit Hotel K nicht gelungen.
Ich hätte mir außerdem mehr Einsicht in das Justizsystem und die Ursachen der Korruption gewünscht. Aber eine tiefere Analyse oder ein Kommentar zur gesellschaftlichen Lage Balis bleibt leider aus.  Stattdessen begnügt sich Bonella mit der Wiedergabe der Fakten.

Fazit – Balis dunkle Seite

Die von Bonella geführten Interviews zeichnen nicht nur das dunkle Bild einer Haftanstalt.
Sie reißen jede Illusion, die man sich über die Trauminsel Bali gemacht haben könnte, ein und fördern das Portrait einer Gesellschaft zu Tage, die von der westlichen Tourismusindustrie mit schnellem Geld verführt wurde und den Kampf gegen die Korruption verloren hat.
Trotz inhaltlicher Wiederholungen und einfachem Schreibstil eine lesenswerte, wenn auch schockierende Lektüre. Auch außerhalb der Gefängniszelle.

Wertung 3,5/5

1. Geht gar nicht     2. Is OK     3. Gut    4. Richtig gut     5. awesomatik!

awesomatik Kuriosum

Die Internetseite FuglyBali versucht alle dunklen Machenschaften Balis aufzudecken und gibt Reisenden Tipps für den Urlaub.
Holidays in Hell – Ein Times-Artikel über Kriminalität und Tourismus in Bali.
Meine Impressionen vom letzten Sommer.

Hotel KAmazon Partnerlink
Hotel K: The Shocking Inside Story of Bali’s Most Notorious Jail

(Visited 303 times, 1 visits today)
Written By
More from Fabian
Das glücklichste Land der Welt
Wie glücklich sind wir eigentlich? 156 Nationen wurden für den zweiten United Nations...
Read More
Join the Conversation

10 Comments

    1. says: Ken Takel

      Also das politische System ist sicherlich keine Vorzeige-Demokratie aber die zivilen Balinesen, die ich kennengelernt haben waren alle sehr zuvorkommend, freundlich und fröhlich. Stets darauf bedacht gutes Karma zu sammeln.

  1. Mehrmals habe ich Bali und die Gilis besucht. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, aber der erste Eindruck täuscht leider. Abzocke ohne Ende, Polizei und Behörden teilweise hochgradig korrupt (durfte selbst so meine Erfahrungen sammeln) und Drogen ohne Ende. An einem Abend wurden mir viermal auf der sehr belebten Hauptstraße Drogen zum Kauf angeboten und ich sehe wirklich nicht wie ein Drogenkonsument aus. Aber wie sehen Drogenkonsumenten aus? Prostitution. Man muss sich auskennen um diesen ganzen Sumpf zu umgehen. Und selbst dann gelingt es einem nicht immer. Die Reiseführer schweigen sich diesbezüglich aus. Dauernd finden irgendwelche internationalen Kongresse dort statt. Den Kongressteilnehmern passieren solche Dinge natürlich nicht. Dafür sind dann die „Normaltouristen“ zur Ausbeute da. Ich habe gute Erinnerungen an Bali, an die Naturschönheiten, das Meer, das Essen, aber auch sehr negative: Polizei, Betrug bei Gewichtsmessung bei Einchecken, unterschiedliche Speisekarten mit unterschiedlichen Preisen für Einheimische und Touristen etc. Ich würde es als Hassliebe bezeichnen.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*