Vor nicht allzu langer Zeit hat der Berliner Künstler Aram Bartholl ein offline- Filesharing System entwickelt. Diese sogenannten Dead Drops funktionieren nach dem Modell „toter Briefkasten“ und sind nichts anderes als teilweise eingemauerte USB-Sticks, die beliebig im Stadtbild verteilt werden. Jeder, der sich traut kann dort Daten hoch- und runterladen.
Nachdem das Projekt zunächst in New York gestartet wurde (wo sonst?) gibt es mittlerweile auch einige Dead Drops in Berlin.
Einer wurde zum Beispiel in der ehemaligen Abhörstation der Amerikaner auf dem Teufelsberg installiert und sollte passend dazu geheime Dokumente aus dem kalten Krieg enthalten.
Diese Daten wollte ich mir mal genauer anschauen. Also Laptop und Kamera eingepackt und auf in den Grunewald.
Nach einem Abstecher in die Kiesgrube (wo ich als Halbstarker mit meinen Freunden oft Party am Lagerfeuer gemacht habe) stand ich nach kurzem Fußmarsch vor der Abhörstation bzw. vor einem dreifachen Absperrzaun.
Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, wo man amerikanischen Soldaten im Grunewald begegnet ist (als Kind wurde ich dort mal fast von einem Panzer überfahren).
Dagegen war diese Hürde eher überschaubar und eine Lücke schnell gefunden. Jetzt musste ich nur noch hier hinkommen:
Um zur markierten Stelle zu gelangen, muss man sich zunächst durch mehrere Etagen Streetart kämpfen. Gerümpel und Zerstörung sorgen für eine angenehme Endzeitstimmung. Der Weg nach Oben sieht ungefähr so aus:
Nach einigen hundert Stufen und etliche Schnappschüsse später betrat ich schließlich die heilige Kuppel. Die besagte Stelle war schnell gefunden, doch siehe da: DER DEAD DROP IST ENFERNT WORDEN! Und hier ist der Beweis:
Da war tatsächlich irgendein Idiot zu faul, seinen Laptop mitzubringen und hat stattdessen einfach den Stick rausgebrochen! Und ich schleppe da meinen Rechner hoch! Na ja aber halb so wild. Ein Besuch der Anlage lohnt sich auch ohne Dead Drop. Ein Geheimtipp ist es wohl eher nicht. Steht bestimmt im Lonely Planet.
Zu guter Letzt kam dann noch der Sicherheitsdienst und hat mich rausgebeten („Einpacken und raus hier, aber gaaanz schnell“). Die Aktion ist also fürs erste gescheitert aber es gibt ja noch genügend andere Dead Drops an der Spree. Vielleicht klappt’s beim nächsten Mal!
So läuft man sich über die Fotos über den Weg.