Alpenüberquerung Salzburg – Triest – Von Tarvisio nach Triest

Etappen 18 bis 26

Etappe 18 Tarvisio – Rifugio Zacchi (15,6 km ↑870 ↓240)

Ich kann es gar nicht erwarten Tarvisio heute hinter mir zu lassen. Parallel zum schön ausgebauten Alpe-Adria Radweg laufe ich auf flacher Strecke die ersten Kilometer Richtung Slizza-Schlucht.

Hinter Aclete betrete ich einen Wald, in dem ich abseits vom Weg immer wieder ältere Herrschaften zwischen den Bäumen herumstreunen sehe. Als ich mich frage, was da los ist,  erscheint eine ältere Dame mit einem Korb auf meinem Pfad. Sie zeigt mir stolz ihre gesammelten Pilze. Mysterium gelöst.
Wenig später leuchtet etwas türkis durch die Bäume. Ich folge dem magischen Funkeln und stehe plötzlich vor einem der schönsten Seen, die ich je gesehen habe (Der untere Weißenfelser See).

Der See  sieht aus wie ein Bildschirmhintergrund und ich wunder mich noch, dass ich diese Perle ganz für mich alleine habe. Doch als ich auf dem Rundweg um den See starte, kommen mir immer mehr Personen entgegen.  

Bald stellt sich heraus, dass der See von der anderen Seite per Auto ansteuerbar ist. Schade. Ich schaue ein letztes Mal auf das hypnotische Azur und folge dem Alpe-Adria Trail leicht bergauf.

Ich komme an ein paar Kletterern vorbei und erreiche den kleineren und etwas weniger spektakulären Oberen Weißenfelser See. Der ist immer noch schön genug für ein paar Influencer hier ein Fotosession hinzulegen. Bevor mich die Fremdscham überrollt, laufe ich schnell weiter.

Die nächste Überraschung lässt nicht lange auf sich warten. Auf einem Forstweg steht ein Polizist neben seinem Wagen und leitet alle Wanderer um, da oberhalb des Sees ein Musikfestival stattfindet. Entsprechend viele Menschen sind hier unterwegs.
Doch sobald ich das Festivalgelände passiert habe, bin ich wieder nahezu alleine. Nun geht’s nur noch zacki zacki bergauf zum Rifugio Zacchi. Als ich schwitzend die Hütte erreiche,  erwartet mich nicht nur ein tolles Panorama, sondern auch die Influencer vom See, die vor der spektakulären Felswand eine neue Fotosession starten. Die sind natürlich mit dem Auto hochgefahren…  #outdoorlife #wanderlust #hikingadventures

Etappe 19 Rifugio Zacchi – Poštarski dom na Vršiču (12,2 km ↑1300 ↓990)

Auf der heutigen Etappe treffe ich bestimmt keine Influencer, denn sie zählt zu den schwierigeren der Alpenüberquerung. Sie ist größtenteils weglos und erfordert ein gutes Orientierungsvermögen.

Gestartet wird auf dem Alpe Adria Trail. Die ersten Kilometer führen über Geröllfelder durch eine schroffe Bergwelt, die sich deutlich von dem Panoramen der letzten Tage unterscheidet.
Immer wieder muss ich das Gelände studieren, um nach Steinmännchen zu suchen, die den weglosen Weg markieren. Als ich schon denke, dass die Abwesenheit des Weges nicht noch größer sein könnte, betrete ich einen Wald, wo es so gut wie gar keine Orientierungspunkte mehr gibt.
Mit etwas Glück überwinde ich auch diesen Teil erfolgreich und muss nun noch in der brutalen Mittagshitze ein Geröllfeld absteigen zur Dom v Tamarju Hütte.

Vor der Hütte gönne ich mir eine Pause und beginne anschließend meinen Auf- und Einstieg in die Julischen Alpen. Glücklicherweise ist der zweite Abschnitt der Etappe besser markiert.

Meine Wandermeditation findet ein jähes Ende als ich die Asphaltstraße am Vrsic-Pass erreiche. Hier wimmelt es vor Tagestouristen. Autos und Menschenmassen schieben sich über den Pass.
Jetzt ist es nicht mehr weit zur Poštarski dom na Vršiču. Erfreulicherweise gibt es in der vollen Hütte noch ein kleines Plätzchen für mich. Ich freue mich schon in den nächsten Tagen die slowenische Bergwelt zu erkunden.

Etappe 20 Poštarski dom na Vršiču – Pogačnikov Dom na Kriških Podih (8,8 km ↑1000 ↓640)

Heute steht ein kurzer aber spektakulärer und schwieriger Steig durch die Razor-Prisojnik-Gruppe an. Mit konzentrierter Vorfreude starte ich in die Etappe. Die ersten Kilometer verlaufen ereignisarm und friedlich. Schon bald gibt es die ersten klettersteigartigen Metallhilfen über ausgesetzte Passagen. Alles entspannt machbar und eine willkommene Abwechslung zu den herkömmlichen Pfaden.

Als ich gerade “viel Lärm um nix” denke, beginnt der Weg deutlich kraxeliger und exponierter zu werden. Die ein oder andere Passage muss ich mit Händen und Füßen überwinden.
Gegen Mittag gehe ich vorsichtig um eine ausgesetzte Ecke herum und plötzlich liegt vor mir statt eines Weges eine Slab-Wand, die 10 Meter bergab führt. Rechts davon ein steiler Abgrund. Sollte man hier ausrutschen war es das.
Ich überlege, ob ich tatsächlich auf dem richtigen Weg bin aber eine Alternative ist nicht zu sehen. Ich hadere 15 Minuten mit mir selbst und schaue in die Landschaft, ob ich irgendwo vielleicht Wanderer sehe aber weit und breit ist keine Menschenseele.
Da ich extrem ungerne Wanderwege zurücklaufe, nehme ich meinen Mut zusammen und klettere bäuchlings die Wand hinunter. Das Adrenalin quillt mir quasi aus den Ohren aber ich erreiche unbeschadet das Ende der Wand. Nach der gelungenen Kletteraktion bin ich richtig euphorisch, weiß aber immer noch nicht, ob ich wirklich auf dem richtigen Weg bin. Um mich herum liegt nur Geröll. Ich finde aber ein paar ausgeblichene Markierungen. Diese führen mich halb kletternd bergauf, was wesentlich angenehmer ist. Schließlich erreiche ich doch noch einen normalen Weg. Diese bestehen in den julischen Alpen fast immer aus Geröll. Das sieht zwar nett aus, ist aber auf Dauer anstrengend zu laufen.

Das Wetter ist gut, ich hab das schlimmste hinter mir und bin bestens gelaunt als es auf einmal kracht wie ein Donnerschlag und ein paar hundert Meter vor mir auf dem Weg eine Steinlawine hinabrollt. Aiaiai.
Es heißt also konzentriert bleiben. Ich beobachte abwechselnd die Felswand links und den Abgrund rechts und bringe die heiklen Stellen in schnellem Tempo hinter mich.  Eine kurze Leiter und Stahlseile helfen einige kritischen Stellen zu überwinden.


Ich erreiche den Sedlo Planja (2349 m) und habe eine freie  Sicht auf die Hütte. Jetzt heißt es nochmal fokussieren für den letzten Abstieg des Tages.

Glücklich und zufrieden erreiche ich am frühen Nachmittag die Berghütte Pogačnikov dom na Kriških, die nicht spektakulärer liegen könnte. Was für ein abenteuerlicher Tag!
Auf der Hütte erfahre ich, dass der Weg, den ich heute gewandert bin anscheinend gesperrt war. Ups! Aber ich bereue nichts. Es war ein absolutes Highlight. Allerdings war ich so auf den Pfad konzentriert, dass ich das berühmte Felsengesicht an der Nordwand des Prisojnik übersehen habe!

 

Etappe 21 Pogačnikov Dom na Kriških Podih – Koča na Doliču (9,8 km ↑1150 ↓1050)

Heute wird im Schatten von Sloweniens Nationalheiligtum gewandert. Mit 2864 Metern ist der Triglav der höchste Berg des Landes. Er ist ist aus Entfernungen von über 100 km sichtbar und ich darf ihn heute aus nächster Nähe in Augenschein nehmen.

Im Morgengrauen ziehe ich los und balanciere über felsige Mondlandschaften.

Schon bald beginnt ein steiler Abstieg unter der wuchtigen Nordwand des Triglavs. Fotografisch lässt sich die Massivität der Wand leider nicht einfangen. Absolut beeindruckend.
Dummerweise steige ich etwas zu tief ab und verpasse die sehr schwer sichtbare Abzweigung zur Koča na Doliču. Der Sonne brennt erbarmungslos und ich bin völlig erledigt, obwohl ich erst die Hälfte der ohnehin kurzen Etappe absolviert habe.
Nachdem ich wieder ein Stück aufgestiegen bin, treffe ich auf bekannte Wanderer. Gemeinsam suchen und finden wir den richtigen Weg. Jetzt geht es steil bergauf über Kiesfelder. Ein Schritt vor und zwei zurück in brutaler Hitze.  

Die slowenischen Pfade sind schön anzuschauen aber das Laufen auf Geröll geht an die Substanz.

Obwohl die Etappe so kurz war, bin ich erledigt als ich die Hütte erreiche. Sie ist komplett ausgebucht aber der freundliche Hüttenwirt, lässt mich bei sich in seinem mit Kartons und Material vollgestopften Privatzimmer schlafen! Auch im Essensbereich werden am Abend Matratzen ausgelegt.
Durch die extreme Hitze in diesem Sommer gibt es auf der Hütte keinen Tropfen fließendes Wasser. Keine Dusche, Kein Wasserhahn, kein Klo. Nada! Und das bei der Hitze und der Belegung. Vor der Hütte wurden Trockenklos eingerichtet und aus den umliegenden Höhlen wurde mit Eimern Schnee “geerntet”, der in blauen Plastiktonnen vor der Hütte geschmolzen wird.
Für mich ist es Ok. Ich bin ja nur eine Nacht hier und reibe mich vor einer Tonne mit Schnee ab. Aber das junge Hüttenpersonal, das hier den ganzen Sommer verbringt, tut mir echt leid.

Etappe 22  Koča na Doliču – Dom na Komni (16 km ↑470 ↓100)

Ich bin froh, nach einer sehr stickigen Nacht, die Hütte früh am Morgen zu verlassen. Ich bin gerade einen Kilometer gewandert, da sichte ich eine Gruppe Steinböcke in der Morgensonne.

Die heutige Etappe ist wenig anspruchsvoll und ich mich entspannt treiben und folge dem Weg wie auf Autopilot

Der Jezero v Ledicvah heißt übersetzt Nieren-See. Ich frage mich warum:

Heute geht’s durch das Sieben-Seen-Tal. Hier ist noch einer:

Gegen Ende der Etappe wird die Vegetation immer üppiger. Der Tag fängt gerade so richtig an, da erreiche ich auch schon Dom Na Komni. Die Dame von der Hütte fragt mich, ob ich den Weg gejoggt sei, weil ich so früh ankomme. Nach 21 Tagen wandern kommt man halt langsam auf Touren :).

Etappe 22 Dom na Komni – Tolmin (16 km ↑650 ↓1970)

Die letzte Etappe der Alpen steht an. Das soll mir Recht sein. Ich bin wirklich genug Höhenmeter gelaufen. Aber heute wird es noch Mal knackig mit fast 2000 Höhenmeter Abstieg.

Meine Erwartungshaltung war heute hauptsächlich bergab zu laufen, stattdessen laufe ich die ersten Stunden vorwiegend bergauf! Frechheit. Aber schlussendlich erreiche ich doch noch den Grat und habe freie Sicht auf Tolmin. Die Stadt liegt noch in Weiter Ferne. Jetzt fängt der anstrengende Teil an. Ein letztes Mal darf ich den Abstieg genießen. Und dazu in der prallen Sonne.
Zwischendurch muss ich durch eine Kuhherde navigieren, bevor ich ich ein schattiges Stück Wald erreiche und schließlich eine asphaltierte Straße

Hier steht die Dantehöhle, die dem Dichter Dante Alighierei im 14. Jahrhundert Inspiration für die Hölle in seiner Göttlichen Komödie gewesen sein soll. Definitiv nicht sehenswert. Eine kleine Felsausbuchtung neben einer Asphaltstraße mit dieser mittelschönen Holzskulptur.
Zudem herrscht hier auch eine Höllenhitze, so dass ich zügig weiterziehe.

Weit unter mir liegt nun die Tolminer Klamm. Das türkisfunkelnde Wasser sieht sehr einladend aus. Gegen Eintritt bekommt man Zugang. Ich bin allerdings so K.O. dass ich keinen Umweg mehr gehen möchte und umgehe die Klamm oberhalb und laufe direkt nach Tolmin.

Nach kurzer Suche finde ich ein sehr schönes Hostel mit Garten und feiere meine gelungene Alpenüberquerung in der Hängematte.

Etappe 23 Tolmin – Tribil Superiore (19,1 km ↑1100 ↓670)

Der Morgen beginnt angenehm kühl und ich schreite auf ungewohnt flachem Terrain voran.

Doch was ist das? Ich bin gerade mal ein paar Kilometer gelaufen, da geht es plötzlich bergauf. Unmöglich!

Die Alpen liegen zwar hinter mir aber scheinbar müssen doch noch ein paar (Tausend) Höhenmeter überwunden werden.

Zumindest erfolgt der erste Anstieg im Schatten. Ich erreiche den Kamm des Kolovrat und erkunde Schützengräben, die die italienische Armee hier im Ersten Weltkrieg errichtet hat.

Wenig später passiere ich die slowenisch-italienische Grenze. Im Nieselregen sitze ich vor einem Friedhof und schiebe mir einen Müsliriegel rein. Anschließend schaffe ich es wieder mal einen ungeplanten und sehr schweißtreibenden Umweg über den Monte Cum zu nehmen.

Glücklicherweise führt auch dieser Pfad in das verschlafende Dörfchen Tribil Superiore. Hier bekomme ich ein niedliches Zimmer im B&B Alla Rosa dei Venti, wo ich am Abend mit ein paar Mitwanderern ein hervorragendes Mahl genieße.

Die slowenische Bergwelt hat deutliche Spuren an meinen Schuhen hinterlassen. Aber jetzt ist es ja nicht mehr weit.

Etappe 24 Tribil Superiore – Castelmonte – Cormòns (41km ↑1020 ↓1610)

Heute stehe ich mit dem ersten Hahnenschrei auf. Es wird ein knackiger Tag, da ich mir eine Doppeletappe vorgenommen habe.

Ich versuche die erste Etappe so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, um ein maximum an Kilometern in den angenehmen Morgentemperaturen zu laufen.

Das klappt soweit wunderbar und in nullkommanix stehe ich auf dem Castelmonte, dem Ende der ersten Etappe. Auf dem Steinplatz vor dem Kapuzinerkloster habe ich einen tollen Rundumblick. Viel Zeit zu pausieren nehme ich mir nicht, denn der Bärenanteil des Tages liegt noch vor mir und die Temperaturen steigen.

Ich verlasse den Wallfahrtsort und stelle fest, wie sich die Landschaft vor meinen Augen verändert und die ersten Weinberge auftauchen. 

Ich hatte überlegt evtl. in Albana zu übernachten, damit die Etappe nicht zu brutal wird aber die Gastgeber der Unterkunft dort waren nicht sehr freundlich und so beiße ich die Zähne zusammen und ziehe weiter. Mittlerweile ist es kochendheiß und kein Schatten weit und breit. Ich habe noch knapp 20 km vor mir und mein Wasservorrat ist erschöpft.

Wie ein Schiffbrüchiger quäle ich mich voran. Mein Mund ist trocken und ich frage mich schon wie ich das Ziel erreichen soll, da es bis Cormóns so gut wie keine Ortschaften mehr gibt, da höre ich plötzlich hinter einem Busch ein leises Plätschern.
Als ich um die Ecke komme, stehen zwei italienische Wanderer vor mir an einem Wasserhahn, der für die Bewässerung der Weinberge vorgesehen ist. Hallelujah! Ich trinke den Weinreben das Wasser weg, fülle meine Trinkblase auf und mache eine schöne schattige Pause. Der Tag ist gerettet. Auf nach Cormóns!

Am Nachmittag erreiche ich nach 41 heißen Kilometern Cormóns. Gemessen an den Strapazen der Etappe fühle ich mich erstaunlich fit. Nach 24 Tagen wandern, hat sich der Körper an die Belastung angepasst.
Über die Touri-Info finde ich ein kleines Hotel mit pornöser Dekoration und sehr guter Pizza.

Etappe 25 Cormòns – Duino (32,8 km ↑420 ↓480)

Die heutige Etappe ist etwas kürzer und flacher als gestern aber mindestens genauso heiß.

Ich lasse Cormóns hinter mir und spaziere weiter durch das Gebiet der Collio-Weine.

Einige Kilometer weiter erreiche ich dieses wunderschöne Schild. Ironischerweise wollte ich ursprünglich die Alpenüberquerung Salzburg- Triest im letzten Jahr unternehmen, habe mich dann aber aufgrund von Corona dagegen entschieden. Und jetzt stehe ich hier. Der Ortsname lädt deswegen nicht zum Verweilen ein also schnell weiter.

Als ich noch in Österreich war, habe ich gespannt die Nachrichten über die Waldbrände in Italien verfolgt. Glücklicherweise sind diese nun gelöscht.

Allerdings muss ich jetzt durch die Überreste des abgebrannten Waldes laufen. Dystopische Stimmung und ein abscheulicher Geruch. Auch die Hitze macht mir zu schaffen.

Meine Stimmung klart erst auf als ich vor dem Lago die Doberdo erstmals freie Sicht auf die Adria habe. Meer in Sicht!

Ich kann es kauf erwarten den naheliegenden See zu erreichen, um mich abzukühlen. Doch weit und breit ist kein Wasser in Sicht???
Und bald finde ich auch heraus warum. Der See ist komplett ausgetrocknet! Schrecklich.

Überhitzt und platt komme ich in Duino an und will mich nur noch im Schatten ausruhen aber alle Unterkünfte sind ausgebucht! Eine Stunde suche ich den gesamten Ort ab. Ohne Erfolg. Was tun? Ohne Plan lasse ich Duino hinter mir und starte auf die letzte Etappe. Dabei habe ich auch schon über 31km auf der Uhr. Auf dem spektakulären Rilkeweg wander ich die Steilküste mit Traumaussicht auf das Meer entlang. Leider kann ich das Panorama nicht so richtig genießen, da ich keine Ahnung habe, wo ich die Nacht verbringen soll. Hinzu kommt, dass mein Handyakku fast alle ist. 

Als ich so vor mich hin grübele, erscheint links von der Promenade ein Zeltplatz! Ich gehe an die Rezeption und frage, ob ich hier übernachten kann, obwohl ich kein Zelt habe. Das sei kein Problem wird mir mitgeteilt. Den vollen Preis soll ich trotzdem bezahlen (35 EUR!). Naja, egal. Hier kann ich wenigstens mein Handy laden, duschen und etwas Essen. Crisis averted. 

Am Abend baue ich unter einem Baum meinen Schlafplatz auf. Viel aufzubauen gibt es eigentlich nicht. Ich habe ja nur einen Hüttenschlafsack dabei! Zum Glück sind die nächtlichen Temperaturen gut erträglich. Nur der starke Wind, der vom Meer rüberrauscht und die Baumkronen bedrohlich schwanken lässt weckt mich regelmäßig auf.

Etappe 26 Duino – Triest (24,8 km ↑600 ↓600)

Letzer Tag! Jetzt hält mich bestimmt nichts mehr auf. Mein Nachtlager ist schnell eingepackt. Schuhe an, Rucksack auf, Triest ich komme!

Heute lass ich mir von nichts mehr die Laune verderben. Auch nicht von dem komplett unnötigen Umweg zum Meer hinunter und wieder hinauf. 

Die Etappe zieht sich dann doch. Triest ist zwar in der Ferne sichtbar, lässt aber auf sich warten.

Zu allem Unglück laufe ich am Ende einen alternativen Abstieg in die Stadt und verpasse so, dass “Triest” Straßenschild, an das traditionell alle Alpenüberquerer ihr rotes Bändchen binden, dass sie auf der gesamten Tour begleitet hat.

Meine Schuhsohlen sind am Schmilzen als ich am frühen Nachmittag doch noch Triest erreiche. Auf der Piazza dell’Unità bitte ich zwei deutsche Touristinnen das obligatorische Abschlussfoto von mir zu machen:

Die Alpenüberquerung ist geschafft und ich aber auch! Es ist Zeit die Adiletten überzustreifen und die Füße hochzulegen. Also erstmal ins Hostel. 

Die nächsten Tage, habe ich dann noch genug Zeit die Stadt zu erkunden, die mich anfangs noch sehr überfordert. Hitze, Lärm, Touristen und viel zu viele Autos!! Das könnte man stadtplanerisch wirklich besser lösen. 

Aber gutes Essen, traumhafte Sonnenuntergänge und ein Bad im Meer am 114 Jahre alten geschlechtergetrennten Badestrand stimmen mich am Ende doch noch versöhnlich und ich genieße ein paar faule Tage an der Adria.  

 

Fazit

“Salzburg-Triest” war nach “München – Venedig” und “Genf- Nizza” meine dritte Alpenüberquerung und die wahrscheinlich reibungsloseste von den Dreien. Keine übermäßigen körperlichen Qualen, keine Unwetter, keine großartigen Zwischenfälle.
Ich weiß nicht, ob es an meiner Erfahrung, dem Wetter oder der Strecke lag aber ich habe mich auf den 26 Tagen deutlich weniger quälen müssen (Das anstrengendste war wahrscheinlich die Rückfahrt mit der Deutschen Bahn….)-
Darüber hinaus hat mich die Strecke absolut begeistert. Sie ist landschaftlich super abwechslungsreich. Eine spektakuläre Szenerie löst die nächste ab, während man durch vier Länder, sieben Gebirgsgruppen und drei Nationalpark läuft.
Noch ist die Tour nicht so bekannt wie der Traumpfad München – Venedig aber ich denke das wird nicht lange so bleiben. Also schnürt Eure Wanderschuhe, Ihr werdet es nicht bereuen! 

Alpenüberquerung von Salzburg nach Triest

Teil 1 – Kosten, Organisation, Vorbereitung
Teil 2 – Die ultimative Packliste
Teil 3 – Von Salzburg bis Rauris
Teil 4 – Von Rauris bis Tarvisio
Teil 5 – Von Tarvisio bis Triest

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